Im Mittel- bis Hochtonbereich hat die bereits vorhandene Einrichtung des Raums einen großen Einfluss auf die Nachhallzeit (Sofa, Teppich, Vorhänge etc. sind alle ebenfalls Absorber). Der Einsatz von zusätzlichen porösen Absorbern kann an einigen Stellen sinnvoll sein, sich aber auch (sehr) schnell nachteilig auswirken und zu einem dumpfen Klang ohne natürliche Dynamik führen. Der obere Frequenzbereich wird oft bereits vor einer Optimierung der Raumakustik von der typischen Wohnzimmer-Einrichtung schon ausreichend gut bedämpft. Bei jeglichen Akustikmaßnahmen sollte das Hauptaugenmerk generell eher auf den tieferen Frequenzbereich gelegt werden. Hier ist eine gute und ausreichende Absorption viel schwerer zu erreichen.
// Das Ziel ist eine möglichst gleichmäßige Nachhallzeit über den gesamten Frequenzbereich. //
Häufig werden poröse Absorber aus Melaminharzschaum (Basotect) eingesetzt. Für geringe Absorberdicken unter ca. 10 cm besitzt schwere Steinwolle jedoch ein besseres Absorptionsverhalten (hoher längenbezogener Stömungswiderstand: z.B. Rockwool Termarock 50 // 100). Eine technisch gleichwertige und ökologische Alternative zu der gesundheitlich nicht ganz unbedenklichen Mineralwolle, sind Zellulose-Dämmmatten. Wir beraten Sie gerne auch bei Fragen zu möglichst tieffrequent wirkenden porösen Absorben bei einer vorgegebenen Dicke (Impedanz- // Strömungsoptimierung eines porösen Absorbers).
Wenn poröse Absorber eingesetzt werden, dann sollten diese auch möglichst tieffrequent bis in den unteren Mittenbereich wirksam sein (Breitband-Absorber). Um das zu erreichen, müssen sie mindestens 8 bis 10 cm dick sein. Flacher ist auch möglich, dann jedoch mit einem entsprechenden Wandabstand. Im Gegensatz zu Resonatoren (z.B. Membranabsorber die im Schalldruckmaximum wirken), besitzen poröse Absorber ihre größte Wirkung bei hoher Schallschnelle - direkt an der Wand befindet sich jedoch immer ein Schnelleminimum (bzw. ein Druckmaximum). Die ersten cm des an der Wand anliegenden Absorbermaterials haben deshalb fast keine Wirkung - Sie können es also getrost mit kostenloser Luft ersetzen.
In vielen Fällen ist es akustisch sinnvoll die Absorbermaterialien mit Folie oder anderweitig zu beschichten, um dem Hochtonbereich nicht auch noch die - möglicherweise - letzte Lebendigkeit zu entziehen. Im Amateurbereich werden durch den gut gemeinten, großzügigen Einsatz (zu dünner) poröser Absorber die größten Fehler bei der Verbesserung der Akustik gemacht. Das Resultat von "Viel hilft Viel" ist eine sehr unterschiedliche Nachhallzeit zwischen hohen und tiefen Frequenzen. Es entsteht eine sogenannte "Pseudo Akustik" mit einem mulmigen und dumpfen Raumklang. Im Mittelhochtonbereich -wo der äußerst sensible Drucksensor Gehör die höchste Empfindlichkeit besitzt - sind die Nachhallzeiten extrem kurz, im Bassbereich jedoch sehr lang. In Tonstudios führt eine solche Akustik zu einer Überbetonung des Mittelhochtonbereichs im Mix und Mastering. Ein extremes Negativbeispiel wäre ein vollständig mit dünnem Schaumstoff ausgestatteter Hörraum mit Teppichboden. Übrigens werden Sie Noppenschaumstoff (oder Eierkartons) in keinem guten Hörraum entdecken können. Akustisch gesehen sind diese nutzlos bis schädlich.
Poröse Absorber gibt es mit den unterschiedlichsten Stoffbezügen. Fast alle Fertigmodule der Markenhersteller, bestehen ebenfalls nur aus Basotect. Ich empfehle Basotect oder Zellulose-Dämmmatten einfach in der "Rohversion" zu kaufen und diese selber mit einem zum Raum passenden Stoff zu beziehen. Dies bietet dann auch die Möglichkeit im Vorfeld zu prüfen, ob sich eine Beschichtung (mit mitteldicker Malerfolie // Mülltüte) der porösen Absorber vorteilhaft auf die Raumakustik auswirkt.
In einem durchschnittlich eingerichteten Wohnraum // Wohnzimmer sollten normalerweise ungefähr zwei bis vier poröse Breitband-Absorber mit einer Fläche von jeweils 0,5 qm ausreichen. Bei modernen, eher spartanisch // puristisch eingerichteten Räumen werden mehr Module benötigt. Kosten: ab 28 € pro Stück in der "Rohversion". Wohnzimmertauglichere Varianten mit Photodruck // Bespannstoffen sind teurer. Trotz der - für ein Akustikmodul - niedrigen Preise und des großen Vorher-Nachher Unterschieds empfiehlt sich Zurückhaltung & Vorsicht bei der Verwendung. Nur weil etwas deutlich anders klingt, muss es noch lange keine Verbesserung darstellen. Steigern Sie die Anzahl nur langsam und erst nach Hörtests.
Die von vielen Herstellern und Webseiten empfohlene Position ist an den Seitenwänden oder der Decke um die frühen (starken) Reflexionen abzumildern und sogenannte Phantomschallquellen zu verhindern. Der genaue Ort dafür lässt sich mit Hilfe eines Spiegels einfach finden: Verschieben Sie den Spiegel an der reflektierenden Wand solange, bis Sie von Ihrem Hörplatz aus ihre Lautsprecher sehen können. Ob die seitlichen frühen Reflexionen überhaupt ein Problem darstellen, ist aus wissenschaftlicher Sicht jedoch nicht nachweisbar. Für das private Hörvergnügen empfehlen einige führende Akustiker die Seitenwände sogar unbehandelt zu lassen und frühe Reflexionen lieber an der Front-, Rückwand oder der Decke zu absorbieren (Toole, 2008; oder hier über den Mythos der frühen "schädlichen" Reflexionen).
Auch einfache, angewinkelte Holzplatten (Reflektoren) sind ein geeignetes Mittel im Mittelhochtonbereich, um bei einer bereits relativ kurzen Nachhallzeit noch vorhandene, stärkere Reflexionen zu verhindern; bzw. diese so umzuleiten dass sie beispielsweise von einem Diffusor an der Rückseite des Raums zerstreut werden.
Neben Diffusoren, eignen sich poröse Absorber um sogenannte Flatterechos abzumildern. Ob Ihr Raum an Fatterechos leidet, können Sie mit kräftigen Händeklatschen herausfinden. Wenn sich der Klang "metallisch" anhört, sind weitere Absorber und / oder Diffusoren notwendig. Ursache sind häufig größere parallele Wandflächen in der meist wenig möblierten oberen Raumhälfte.